Wolfgang Schorlau entfachte in Böblingen eine Diskussion über den Energiewandel
Ein spannender Krimi, witzige Anekdoten vom Autor und ganz viel Information über und noch mehr Zustimmung für Windenergie: Auf Einladung der Gruppe „WindkraftBB“ und der Katholischen Erwachsenenbildung (keb) gab der Krimi-Autor Wolfgang Schorlau am Montag, 5. Mai 2025, im Böblinger Arbeiterzentrum Einblicke in Denglers elften Fall „Black Forest“, bevor eine illustre Gesprächsrunde mit so manchem Mythos über Windkraft aufräumte.
Claudia Kanzler betonte in ihrer Begrüßung, dass sie mit „WindkraftBB“ „ein bisschen Schwung“ in die Diskussion bringen wollte: „Da sind wir über Wolfgang Schorlau gestolpert“. Der sei sofort bereit gewesen, nach Böblingen zu kommen. Als es dann Probleme mit den Räumlichkeiten für die – halt auch politische – Veranstaltung gab, kam Prof. Dr. Ute Reuter ins Spiel. Die Böblinger keb-Leiterin organsierte das Katholische Arbeiterzentrum als Ort für die Lesung samt Gesprächsrunde. Und das, wie sie sagte, aus gutem Grund: „Weil man mit Windenergie die Schöpfung bewahrt, passt das natürlich gut zur Katholischen Erwachsenbildung!“
Doch bevor es zur Gesprächsrunde mit Thekla Walker (Landesministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft), Gebhard Gentner (Geschäftsführer Stadtwerke Sindelfingen), Harald Grumser (Gründer Compart AG Böblingen) und natürlich dem Autor selbst kam, las Wolfgang Schorlau einige Kapitel aus seinem neuen Buch „Black Forest“: Aus Sorge um seine Mutter reist sein Ermittler Georg Dengler in den Schwarzwald. Dabei bekommt der Leser nicht nur viel Biografisches über Dengler mit, sondern erlebt auch teils sehr realitätsnahe Probleme mit einem geplanten Windrad auf dem Feldberg – und natürlich gibt es eine Leiche. „Auf dem Feldberg jemanden umzubringen, ist gar nicht so einfach. Mir fiel nichts ein“, gab Schorlau zu. Ein Feldberg-Ranger gab ihm dann den Tipp mit einem Felsenweg, neben dem es steil abwärts geht – quasi einen Schubs entfernt.
Und das neue Buch hat laut dem Autor gleich zwei Neuerungen: Dengler erzählt aus der Ich-Perspektive, und Denglers Mutter spricht „harten Schwarzwald-Dialekt“. Letzteres macht dem Autor bei Lesungen etwas Schwierigkeiten: „Ich kenne die Sprache, aber spreche sie nicht“, grinste Schorlau. Im Arbeiterzentrum hat er sich in Sachen Dialekt aber durchaus gut geschlagen.
Ob Dengler nun die eigene Mutter verhört, um herauszubekommen, ob sie noch bei Sinnen ist, oder diese von ihrem Enkel Jakob lernt, dass Fliegenfallen sie zur Mörderin machen: Daraus erwachsen viele lustige und durchaus schöne Momente. Jakob ist es auch, der seine Oma davon überzeugt, dass ihr wertloses Grundstück auf dem Feldberg ein guter Platz für ein Windrad wäre, weil bei der Windgeschwindigkeit dort oben damit locker 10000 Haushalte versorgt werden könnten. Das ruft aber nicht nur einen zwielichtigen Stromkonzern-Boss auf den Plan. Überall, wo Windräder gebaut werden sollen, taucht plötzlich auch Auerhahn-Kot auf. Als Denglers Mutter dann bei einer Kundgebung umgeschubst wird, nimmt die spannende Geschichte ihren Lauf.
Übrigens hatte Schorlau auch fast prophetische Momente beim Schreiben, hat er doch bereits vor eineinhalb Jahren das Ziel des Bösewichts im Buch so erklärt: Deutschland soll eine neue Regierung bekommen, die Grünen sollen diskreditiert und die extremen Rechten ins Spiel kommen.
Ute Reuter moderierte die anschließende Gesprächsrunde und fragte Schorlau danach, warum er Windkraft zum Thema seines Buches gemacht hat: „Ich wollte besser verstehen, was in diesem Land vor sich geht“, so der Autor. Ihm sei wichtig, jeden Dengler-Roman gut zu recherchieren, was das Buch sehr realitätsnah macht. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion sei, so Schorlau, aber „ziemlich klar“.
„Die Gesellschaft braucht billigen Strom, und Windkraft ist billig“, warb Harald Grumser für Stromerzeugung mit Windrädern. Man brauche, so Grumser, diese Energie um den Wohlstand zu halten. „Es wird ohne nicht funktionieren!“
Laut Gebhard Gentner zeigt Schorlau in seinem Buch sehr gut, was die Bürger erleben. Sprüche wie „Geht woanders hin!“ höre man oft: „Wir können uns das aber nicht aussuchen.“ Einer Sache war sich Gentner indes sicher: „Kernenergie braucht in Deutschland kein Mensch mehr.“ Und auch die Umsiedlung ganzer Dörfer für den Braunkohle-Abbau sei schlimmer, als alles, was Windräder verursachen: „Wir reden hier über 30 Stunden Schattenschlag im Jahr!“ Es werde, so Gentner, schlichtweg „eine Betroffenheitsdiskussion“ geführt. Zur Umsetzung der Windenergie müssen man die Kommunalpolitiker überzeugen. Immerhin bringe ein Windrad bis zum 150000 Euro pro Jahr ein, was laut Gentner jede Kommune gut gebrauchen könnte: „Ich rechne das immer in Erzieher-Stellen um.“
Ute Reuter wollte wissen, wo Baden-Württemberg in Sachen Windenergie steht. „Wir stehen gut da, wenn es darum geht, ob sich eine Dynamik entwickelt“, erklärte Ministerin Thekla Walker. Es gebe inzwischen bedeutend mehr vorgestellte Projekte. Dass hohe Energiepreise durch die Energiewende entstehen, sei aber ein Mythos: „Die teuerste Energie ist die Atomenergie.“ Grabenkämpfe sollten laut der Ministerin vermieden werden, denn diese kosten nur Zeit. Deshalb ist Thekla Walker über so manches besorgt, was sie von der neuen Regierung hört. Gas importieren und Autokraten unterstützen sei einfach nicht richtig: „Ich finde wir sollten jetzt wirklich einen neuen Weg finden.“
In der Gesprächsrunde waren sich an diesem Abend jedenfalls alle einig über die Bedeutung von Windrädern, was die Schlusswörter deutlich machten: „Man muss den Leuten die Angst nehmen, dann wird das auch“, betonte Harald Grumser. Gebhard Gentner wünschte sich, dass alle vor der eigenen Tür kehren und nicht vor anderen: „Wir brauchen den Klimaschutz!“ Thekla Walker appellierte treffsicher an die schwäbische Sparsamkeit: „Warum was teuer einkaufen, was man selbst billig produzieren kann?“ Und mit Denglers Mutter ließ Wolfgang Schorlau zum Abschluss augenzwinkernd eine seiner Hauptakteure aus „Black Forest“ zu Wort kommen, um für Windräder zu werben: „Schön sind sie nicht, aber man braucht sie halt!“
Fotos: Volker Schmid