50 Jahre keb Böblingen

31.10.2025

50 Jahre keb Böblingen – Bildung, die Menschen verbindet

Die Katholische Erwachsenenbildung im Kreis Böblingen e. V. (keb Böblingen) hat ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert, mit einem vielseitigen Programm, das Tradition und Zukunft eng miteinander verknüpfte. Unter dem Leitgedanken „Gemeinsam glauben, denken, handeln“ blickte die Einrichtung auf fünf Jahrzehnte engagierter Bildungsarbeit zurück und richtete zugleich den Blick nach vorn.

Der Abend wurde feierlich eröffnet von Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz, der in seinem Grußwort die große Bedeutung der keb Böblingen für die Stadtgesellschaft hervorhob. Er würdigte die Einrichtung als Ort des Dialogs und der Begegnung, der Menschen ermögliche, sich mit wichtigen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, Perspektiven zu teilen und neue Orientierung zu gewinnen – heute notwendiger denn je.

 

Einblicke in die Podiumsdiskussion

Nach einer inspirierenden Keynote von Roger Basler de Roca, der eindrucksvoll auf die Bedeutung der Datensouveränität hinwies und das Publikum aktiv einbezog, unter anderem, indem er Fragen stellte und als kleine Belohnung Smarties verteilte, begann die anschließende Podiumsdiskussion zum Thema
„Fortschritt mit Fragezeichen – KI als ethischer Hoffnungsträger und Risiko zugleich“.

Unter der Moderation von Prof. Dr. Ute Reuter kamen folgende Expertinnen und Experten miteinander ins Gespräch:

  • Prof. Dr. Ortwin Renn, ehem. wissenschaftlicher Direktor des IASS Potsdam (digital aus Potsdam zugeschaltet)
  • Olga Sawall, Co-Gründerin & Co-Geschäftsführerin KI Kompass (digital zugeschaltet aus Dubai)
  • Prof. Dr. Herbert Müther, 1. Vorsitzender keb Tübingen, ehem. Professor für Theoretische Physik 
  • Martin Wiegel, Experte für KI-gestützte Unternehmensentwicklung 
  • Roger Basler de Roca, KI-Experte

Im Gespräch wurde deutlich, wie rasant und komplex sich der Bereich Künstliche Intelligenz entwickelt. Was heute noch überblickbar scheint, kann sich schnell zu einer Dynamik steigern, die nur schwer steuerbar ist. Besonders intensiv wurde die Frage diskutiert, ob es gelingen kann, eine globale ethische Grundlage für den Einsatz von KI zu formulieren, und wer diese im weltweiten Kontext durchsetzen könnte.

Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass technologische Innovationen historisch oft weit schneller voranschreiten als gesellschaftliche Reflexion. Die zentrale Frage „Darf man alles, was möglich ist?“ schwang in vielen Beiträgen mit.

Deutlich wurde: Die Gestaltung einer menschenorientierten, verantwortungsvollen technologischen Zukunft ist nicht allein Aufgabe von Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft. Vielmehr braucht es Orte wie die keb, die Räume für Austausch, Orientierung und gemeinsames Nachdenken schaffen.

 

Festabend mit Grußworten, Begegnung, Musik & Humor

Im Anschluss lud die keb Böblingen zum Fest im Gemeindehaus St. Bonifatius. Eine Plakatausstellung präsentierte Höhepunkte und aktuelle Entwicklungen, von Kursen und Vorträgen über Dialogformate bis hin zu kulturellen Projekten.

Harald Sterzinger, 1. Vorsitzender der keb Böblingen, gab an diesem Abend zudem einen kurzen Ausblick auf die Zukunft der katholischen Erwachsenenbildung. Sein Fazit brachte die Grundüberzeugung der keb Böblingen prägnant zum Ausdruck:
„Religion braucht Bildung – und Bildung braucht Religion.“

Zu den Festredner/innen zählten auch Dekan Anton Feil sowie Suzan Bacher, 1. Vorsitzende der keb DRS e. V. Sie würdigte die herausragende Bedeutung der Einrichtung vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Herausforderungen:
Nie war die keb so wichtig wie heute“, stellte sie fest und verwies auf schwindende Toleranz, zunehmende Polarisierung und wachsende Zukunftsängste. Bildung sei in dieser Lage ein entscheidender Schlüssel:

Die Sachen klären.
Den Menschen zuhören.
Raum für Gespräche öffnen.

Die keb Böblingen nehme diesen Auftrag in beeindruckender Weise wahr, mit einem breiten Netzwerk an inner- und außerkirchlichen Kooperationen, vielfältigen Formaten und Präsenz in der gesamten Region. Besonders hob sie das innovative Coworking-Projekt des Dekanats Böblingen hervor, zudem die keb als Kooperationspartner ein umfassendes Bildungs- und Beratungsangebot beisteuert. Das Projekt, das „bis nach Stuttgart hin, und sogar bis Rottenburg hin, Furore gemacht“ habe und bereits auf einer internationalen Tagung in Kopenhagen vorgestellt wurde, stehe exemplarisch für die Grundhaltung der keb: gemeinsam arbeiten, sprechen und leben: „co-working, co-talking, co-living“ als Antwort auf gesellschaftliche Zerrissenheit.

Ein besonderer Programmpunkt war das digitale Grußwort von Karin Schieszl-Rathgeb, Hauptabteilungsleiterin der HA XI der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Da sie nicht persönlich anwesend sein konnte, „schickte“ sie ihren Avatar vorbei – eine KI-gestützte Version ihrer selbst.
Diese innovative Form des Grußworts unterstrich nicht nur das Jubiläumsthema, sondern setzte zugleich einen Impuls zur Zukunftsfrage kirchlicher Bildungsarbeit.
Ihre KI-Version hob hervor, wie wichtig die offene Erwachsenenbildung der keb für die Zukunft der Kirche ist, und betonte insbesondere die hervorragende Arbeit der keb Böblingen in den vergangenen Jahren.

Ein besonderes Highlight des Abends war der Auftritt von Dr. Gisela Matthiae als Clownistin Adele Seibold, die sich das Programm der keb Böblingen ganz genau angeschaut hatte und, wie sie in bestem Schwäbisch kundtat, „am liebschde älle Veranschdaldunge bsuche würd“. Ihre humorvolle, zugleich tiefsinnige Figur sorgte für herzliche Momente und zeigte, wie heiter und nachdenklich Erwachsenenbildung wirken kann.

Zu den musikalischen Höhepunkten zählte die Uraufführung eines Geburtstagsliedes, das der stellvertretende keb-Vorsitzende Walter Wejwar eigens für das Jubiläum geschrieben hatte. Es wurde von Kirchenmusikdirektorin Marianne Aicher vertont und gemeinsam mit allen Anwesenden als großer Geburtstagschor aufgeführt, ein besonders bewegender Moment, der die Verbundenheit der Menschen mit der keb Böblingen spürbar werden ließ.

Weitere musikalische Akzente setzten Melanie Kalpakidis mit ihrer Gruppe „Mel-ting“ sowie Dennis Hemmer am Klavier. Ein festliches Buffet bot Gelegenheit zur Begegnung und zum Austausch.
Durch den Abend führte Prof. Dr. Ute Reuter.

Seit 1975 steht die keb Böblingen für eine offene, dialogorientierte und wertegebundene Erwachsenenbildung, die Menschen ermutigt, sich aktiv in gesellschaftliche Entwicklungen einzubringen und Orientierung zu finden. Das Jubiläum wurde so nicht nur zu einem Rückblick, sondern zu einem lebendigen Zukunftssignal:
Bildung bleibt ein zentraler Weg, um Wandel zu verstehen, Verantwortung zu teilen und Gemeinschaft zu gestalten.

Bilder: (c) Michael Frick