Die Künstlerin Maria Viktoria Heinrich war im Gemeindesaal St. Klemens zu Gast
Eigentlich sollten einzelne Kunstwerke am besten für sich selbst sprechen. Manchmal kann es aber durchaus spannend sein, die Künstlerin hinter den Gemälden kennenzulernen. Diese Gelegenheit bot sich den Kunstinteressierten am Sonntag, 17. November, im Böblinger Gemeindesaal St. Klemens: Die Malerin Maria Viktoria Heinrich stand zu ihren Werken der Ausstellung „Oh Gott, diese Frauen!“ Rede und Antwort.
„Es gibt viele, viele Geschichten von sehr, sehr kreativen Frauen in der Bibel“, betonte Maria Viktoria Heinrich im Gemeindesaal. 70 Porträts bekannter und weniger bekannter Frauen aus der Bibel hat die Künstlerin aus Schwäbisch Hall bereits gemalt. 21 dieser Werke sind noch bis Dienstag, 19. November, in Böblingen zu sehen. Und eine dieser Lebensgeschichten ließen die Kunsthistorikerin Dr. Daniela Kaiser und Marina Angladagis aus dem Organisationsteam der Ausstellung beim Gottesdienst vor dem Gespräch mit der Künstlerin in der Kirche St. Klemens regelrecht lebendig werden: Lydia von Philippi, die vor 2000 Jahren lebte und von der in der Apostelgeschichte erzählt wird, beantwortete – dargestellt von Marina Angladagis – viele Fragen von Daniela Kaiser, beispielsweise die, ob sie wirklich die allererste Christin in Europa war: „Ja, das stimmt nicht ganz genau: Ich wurde als allererste Nichtjüdin in Europa getauft, bin also die erste Heidenchristin Europas.
Lydias drei Grundsätze, die sie von einer Sklavin zur erfolgreichen Unternehmerin werden ließen, sind jedenfalls heute so aktuell wie damals: Dinge hinterfragen, Chancen erkennen und der Glaube daran, dass alle im Grunde gleich sind. „Lydia hat sich getraut, neue Wege zu gehen“, so brachte Pastoralassistentin Salome Dehner das Leben der Lydia von Philippi auf den Punkt. Und Birgitta Hoyer-Hensel vom Organisationsteam ergänzte: „Erkenne deine Fähigkeiten und setze sie ein.”
Für Maria Viktoria Heinrich haben die Lebensgeschichten der biblischen Frauen den „Blick auf die eigenen Herausforderungen relativiert“: „Wie wir als Frauen bis heute unsere Talente und Begabungen verstecken, macht mich sprachlos“, erklärte sie. Frauen haben laut Maria Viktoria Heinrich von Gott Begabungen mitbekommen, denen sie sich stellen müssen, deshalb rät sie allen Frauen: „Sich auf Zehenspitzen stellen und den nächsten Schritt gehen. Mutig sein.”
Auf die Frage, wie sie dazu gekommen ist, sich mit biblischen Frauen zu beschäftigen, erklärte Maria Viktoria Heinrich: „Das Thema ist mir zugeflogen. Ich würde fast von einer göttlichen Inspiration reden.” Die Künstlerin möchte mit ihren Bildern aber vor allem bewirken, dass man sich in der Kirche mehr mit Frauen aus der Bibel beschäftigt: „Wir hören seit vielen Jahren dieselben Geschichten in den Gottesdiensten. Warum ist das so? Es gibt so viel mehr."